Geburtstag: | |
Nation: | Deutschland |
von Martin Maurach
Stand: 01.10.2010
Mit der Verleihung des Klagenfurter Ingeborg-Bachmann-Preises 2001 erlebte der damals 37-jährige Autor Michael Lentz so etwas wie einen Durchbruch beim breiteren Publikum und einem Teil der Medien. In deren Veröffentlichungen wurden ihm Rollen zugeschrieben wie die des „zornigen jungen Mannes“, des Grenzgängers zwischen Literatur und Lautmusik (oder -poesie), des exzessiven Arbeiters (anlässlich der ca. 1200-seitigen Dissertation) und Ausdrucksbesessenen, des zeitgeistfern „experimentellen“ und doch irgendwie auch pop- und slamverdächtigen Poeten. Wo allerdings fast jeder irgendwie Kreative für sich in Anspruch nimmt, in Grenzbereichen zu arbeiten beziehungsweise Grenzen zu überschreiten, taugt solche Metaphorik kaum mehr zur Charakterisierung. Ebenso verliert – selbst wo es in der Tat um Rollenspiele geht – die Unterscheidung von ‚Rollen‘ und ‚Identitäten‘ ihre Kraft, wenn Letztere sich so rasch wechseln lassen wie noch vor wenigen Jahren wohl nur Theaterkostüme.
Eine gewisse Strenge und Sprödheit des lentzschen Schreibens lässt sich indes feststellen. Unbestreitbar ist der Autor immer zugleich auch Musiker und Performer und reagiert dabei sehr genau auf das multimediale Überangebot, von dem jeder Text und jedes Musikstück heute umstellt ist, und auf die Fülle des scheinbar als Tradition und Zitat Verfügbaren. Ein ...