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Joachim Helfer

Geburtstag: 26. August 1964
Nation: Deutschland

von Bernhard Viel



Joachim Helfer - Essay

Stand: 01.03.2004

Joachim Helfers Debüt „Du Idiot“ von 1994 erregte, so mutig es war, bei der Kritik wenig Aufmerksamkeit. Die wenigen aber, die den unbekannten Autor beachteten, applaudierten: „Ein Talent!“. Dem Autor war es gelungen, die realistische europäische Erzähltradition in Darstellungsmuster einzubinden, die dem Net- und Zap-Zeitalter Rechnung tragen. Helfers konventionell anmutendes Grundthema, die Suche nach Identität, begründet einen beherzten Rückgriff auf das Erzählmodell des klassischen „Quester“-Romans. Zudem kämpft er mit langen Satzperioden, präzis verschachtelter Tektonik und zunächst verwirrender Erinnerungsstruktur gegen die progressive Bagatellisierung des Textbegriffs an.

Fraglos gibt Joachim Helfers Prosa ein ästhetisches Programm preis, das gegen die Gesetze marktgängiger Leseware verstößt. Zu Recht bemerkte ein aufmerksamer Kritiker, Helfer schreibe Johnsons „Mutmaßprosa“ fort: indem er Figuren und Welt durch ausgeklügelte Distanzierungsverfahren in eine diffuse „Als-ob“-Position stelle. Zudem hat der Autor seine Texte mit einer teilweise identischen Personnage, mit Vor- und Rückverweisen und stimmigen Perspektivenwechseln so verzahnt und die Wirklichkeit der alten und neuen Bundesrepublik als zersplitterte und zugleich kohärente Welt konstruiert, dass sich Johnsons Diktum, die Funktion von Literatur bestehe in dem Versuch, vergangene Wirklichkeit wiederherzustellen, in verkleinertem Maßstab durchaus auch auf ...



Der Artikel über Joachim Helfer ist nur einer von derzeit mehr als 700 Artikeln über Leben und Werk herausragender deutschsprachiger Autoren im „KLG – Kritisches Lexikon zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur“. Das KLG bietet neben Biogrammen und ausführlichen Essays über Werk und Wirkung auch jeweils ein Werkverzeichnis und eine Bibliographie der Sekundärliteratur.
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