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Paul Celan

Geburtstag: 23. November 1920
Todestag: 20. April 1970
Nation: Rumänien

von Otto Lorenz (E/B) und Nicolai Riedel (B)



Paul Celan - Essay

Stand: 01.01.2010

Paul Celans Dichtung ist ein Zeugnis unbegreifbaren Leids und eine Summe der modernen europäischen Poesie: sie hat als spätavantgardistisches Mahnmal für die Opfer des Faschismus weltliterarisches Format.

Geboren und aufgewachsen als Sohn deutschsprachiger Juden in Czernowitz, dem Zentrum der später von Wehrmachtstruppen eroberten Bukowina, gehörte Celan zu den unglücklich Davongekommenen, die zeit ihres Lebens an einer überschweren Erinnerungslast trugen. Das realgeschichtliche Trauma des Holocaust in deutschen Konzentrationslagern – auch Celans Eltern sind da getötet worden, er selber konnte, ebenfalls interniert, unter tragischen Umständen fliehen – war schlechterdings nicht zu bewältigen. Schon der Versuch, einen millionenfachen Völkermord überhaupt vorstellbar zu machen, mußte zwangsläufig scheitern und dort, wo ihm authentische Lebenserfahrungen zugrunde lagen, in sprachlose Melancholie münden. Trauerarbeit blieb ein gesellschaftliches Manko. Die sozialpsychologische Forderung nach einem kollektiven Erinnern, Wiederholen und Durcharbeiten der NS-Zeit, nach dem ‚Fertigwerden‘ mit der Vergangenheit als Voraussetzung für öffentliches Mitgefühl in der Gegenwart, ließ sich nicht in die Tat umsetzen. Alexander Mitscherlichs Vorwurf der ‚Unfähigkeit zu trauern‘ trifft daher nur die Neigung zum bequemen Verdrängen, nicht aber jenes bestürzte ...



Der Artikel über Paul Celan ist nur einer von derzeit mehr als 700 Artikeln über Leben und Werk herausragender deutschsprachiger Autoren im „KLG – Kritisches Lexikon zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur“. Das KLG bietet neben Biogrammen und ausführlichen Essays über Werk und Wirkung auch jeweils ein Werkverzeichnis und eine Bibliographie der Sekundärliteratur.
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