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Nation: | Norwegen |
von Katharina Müller
Stand: 15.09.2019
Mit seinen konstruierten Romanen hat Jan Kjærstad sich als einer der originellsten Prosaschriftsteller innerhalb der norwegischen Gegenwartsliteratur positioniert. Er kombiniert neue und traditionelle Erzählverfahren und sieht den Roman als Erkenntnisform in der modernen Informationsgesellschaft. Seit seinem literarischen Debüt 1980 etablierte er sich als Frontfigur der Literatur der 1980er, die sich gegen die sozialrealistische Literatur des vorherigen Jahrzehnts auflehnte, und er setzte sich für die Erneuerung des Romans ein. Doch auch wenn er als Sprachrohr und Markenzeichen seiner Generation auftrat, so ist er doch als Autor nicht schulbildend geworden, sondern muss für sich stehen.
Im inszenierten Aufstand richtete sich Kjærstads Kritik gegen den Sozialrealimus der sogenannten Profil-Generation der 1970er und einen traditionellen ästhetischen Realismus. Stattdessen habe sich die Literatur aus den Zwängen der Glaubwürdigkeit zu befreien, da diese Zwänge in einem geologischen Museum oder im apostolischen Glaubensbekenntnis zu Hause seien, wie er es in einem Beitrag in der norwegischen Zeitung „Dagbladet“ 1982 anprangerte. Diese Kritik lässt sich programmatisch für Kjærstads Poetik lesen: Die Figurenschilderungen sollten nicht ‚echt‘ sein, da hier die Gefahr der Typisierung als traditionell und konventionell bestünde, sondern vielmehr komplex ...